Epilog
Geneigte Leserinnen und Leser,
Da haben wir den Salat! Da wollte ich einmal im Leben an mich denken, handle danach und - Schwupps - stehe ich als egoistisch-narzisstischer Psychopath am Pranger, der den armen Klaus-Kevin im Stich lässt und kaltherzig der Obdachlosigkeit preisgibt, was aber nur die halbe Wahrheit ist. Aus diesem Grund habe mich entschieden, die Situation präventiv zu erklären, bevor ich in den Fokus der Öffentlichkeit gerate und unverschuldet zur Persona non Grata werde.
Klaus-Kevin und ich hatten uns zum Zeitpunkt seines Auszugs trotz aller Wertschätzung längst auseinandergelebt. Ich bin Grobmotoriker, er ist Grobmotoriker. Mehr Sachschaden können zwei Personen nach menschlichem, animalischem und sonstigem Ermessen nicht anrichten. Um die Bausubstanz unser Wohnung, die Überreste ihrer Inneneinrichtung und meinen Geldbeutel zu schonen, musste ich eine Entscheidung treffen. Entweder der Kater oder ich. Da Klaus-Kevin extrem mittellos und noch eine Spur lebensuntüchtiger ist als ich, konnte meine Entscheidung nicht anders ausfallen. Sie hat mir persönlich deutlich mehr wehgetan als Klaus-Kevin selbst! Meine Hochzeit hat die Ereignisse lediglich beschleunigt.
Dass die Ehe mit Cosa-Nostra - so heißt meine inzwischen auch schon wieder ehemalige Angetraute - bereits wenige Minuten nach der Trauzeremonie als hoffnungslos zerrüttet angesehen werden musste, war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen. Cosa-Nostra empfand meinen Auftritt bei Dr. Köster als derart skurril, dass sie eine versteckte Kamera vermutete und und ums Verrecken versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, um ihrer zukünftigen Berühmtheit samt angeblich unvermeidlichen Reichtums nicht im Wege zu stehen. Dafür war sie bereit, wirklich jeden Scheiß mitzumachen. Inklusive Hochzeit.
Erst als sie mich nach vollzogener Trauung darauf ansprach und ich mich komplett ahnungslos zeigte, wachte sie auf, streifte ihren Ring schneller ab, als ich gucken konnte, und pfefferte das teure Stück durch das nächstbeste Fenster, um ansatzlos dazu überzugehen, Teile des Mobliars, sowie das Nasenbein des Standesbeamten zu zertrümmern. Leider verfügte der über weniger gute Reflexe als ich und blieb eine Hundertstelsekunde zu lange stehen, während ich mich geistesgegenwärtig duckte.
Klaus-Kevin hingegen lernte bereits im Vorfeld der Feier die Katze seines Lebens kennen. Nur wenige Stunden später zog er mit Sack, Pack, Kratzbaum und eigener Katzentoilette bei der attraktiven Perserkatze Calendula in Vahrenwald ein. Da Calendula nicht nur klug und attraktiv, sondern auch handwerklich äußerst begabt ist, haben sie ihre optimale Arbeitsteilung gefunden. Klaus-Kevin beschädigt die Wohnungseinrichtung in allerbester Grobmotoriker-Manier jeden Tag versehentlich aufs Neue, woraufhin Cosa-Nostra die
entstandenen Schäden umgehend wieder repariert, was ihr größten Spaß bereitet. Eine Win-Win-Situation der Extraklasse!
Außerdem habe ich mich mit Klaus-Kevin schon vor Wochen versöhnt. Kürzlich habe ich ihm sogar eine halbe Fanta ausgegeben! Rein aus Kulanz! Denn da mich Calendula nicht ansatzweise leiden kann und zudem angibt, an einer Menschenhaupthaarallergie zu leiden, sind wir gezwungen, uns an öffentlichen Orten wie Cafés zu treffen. Was wir auch wieder regelmäßig tun. Selbstverständlich nicht, ohne unsere obligatorische Spur der Verwüstung zu hinterlassen. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange und mit unserem Auftauchen wird mindestens eine in diese Richtung führende Aktivität erwartet werden.
Trotzdem herzliche Grüße
Ihr
Carsten Wunn
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